Abfall hat in etwa denselben Energieinhalt wie Holzschnitzel oder Braunkohle. Er wird heute als Brennstoff betrachtet, den man umweltfreundlich und mit maximaler Energienutzung verwertet. Die Renergia Zentralschweiz AG produziert mit fortschrittlichen Technologien aus der Abwärme der Abfallverbrennung Prozessdampf, Wärme und Strom.
Prozessdampf
Für die Herstellung von Papier benötigt die Perlen Papier AG (PEPA) grosse Mengen Wärme. Vor der Inbetriebnahme von Renergia musste diese Wärme mit Heizöl und Gas erzeugt werden. Renergia gewährleistet dank dem Standort direkt neben der PEPA eine sichere und konstante Lieferung von CO2-neutraler Wärme in Form von Dampf. Abhängig von der aktuellen Nachfrage nach Papier liefert Renergia bis zu 320'000 MWh Prozessdampf an PEPA. Pro Jahr werden dadurch tausende Tonnen Heizöl und Gas eingespart.
Fernwärme
Ein Fernwärmenetz ist vergleichbar mit einer grossen Zentralheizung. Aus der Abwärme der Abfallverwertung wird bei Renergia heisses Wasser mit etwa 140°C für die Wärmeversorgung von Wohngebieten erzeugt. Mehrere Fernwärmetransportleitungen verteilen die Wärme in der Region. Die an die Fernwärmenetze angeschlossenen Gebäude nutzen Übergabestationen für den Bezug von Wärme für Heizung und Heisswasser. Das abgekühlte Wasser, der Rücklauf, wird im ebenso geschlossenen Fernwärmekreislauf an Renergia zurückgepumpt und dort wieder erwärmt.
Renergia versorgt folgende vier Fernwärmenetze:
Fernwärmenetz Root, Längenbold (Rontal): ca. 10'000 MWh/a
Fernwärmenetz Ebikon (Rontal): ca. 30’000 MWh/a
Fernwärmenetz Emmen, Luzern: ca. 80'000 MWh/a
Fernwärmenetz Ennetsee: Inbetriebnahme Herbst 2023
Renergia versorgt mehrere Tausend Haushalte mit Wärme und kann so fossile Energieträger durch Abwärme aus Abfall ersetzten.
Heisswasserdruckspeicher
Zur konstanten und zuverlässigen Versorgung ihrer Energiebezüger hat Renergia einen Heisswasserdruckspeicher mit einem Volumen von 5’000 m3 errichtet. Ein Heisswasserdruckspeicher funktioniert wie ein Boiler, der aufgeladen bzw. aufgeheizt wird und Wärme abgeben kann, wenn sie benötigt wird. Damit können während sogenannten Bezugsspitzen, wenn von den Fernwärmekunden und der Perlen Papier AG gleichzeitig viel Energie bezogen wird, Wärmebedürfnisse in einem breiten Leistungsbereich erfüllt werden. Die Fernwärme kann über mehrere Stunden aus dem Speicher versorgt werden, ohne dass andere Energiekunden eingeschränkt werden müssen. Zudem können Tagesschwankungen, sowie Wetterabhängigkeiten der Fernwärme, ohne negative Auswirkungen auf die prognostizierte Stromproduktion ausgeglichen werden. Umgekehrt kann bei geringerem Wärmebedarf Energie in den Speicher geladen werden.
Strom
Die nicht für die Produktion von Prozessdampf und Fernwärme benötigte Energie wird in Strom umgewandelt. Renergia produziert Strom für fast 35’000 Haushaltungen (Einfamilienhaus mit 4 Personen). Die Klemmenleistung (Bruttoleistung) des Generators beträgt maximal 33 Megawatt. 175'000 MWh elektrische Energie speist Renergia jährlich physisch in das Netz der Centralschweizerischen Kraftwerke AG (CKW) ein. Damit ist Renergia der grösste Stromproduzent im Kanton Luzern.
Power-to-Heat-Anlage (P2H)
So funktioniert die Power-to-Heat-Anlage
Die Power-to-Heat-Anlage (P2H) von Renergia hilft, das Schweizer Stromnetz stabil zu halten. Im Kern funktioniert sie wie ein riesiger Wasserkocher: Strom erhitzt Wasser. Der Unterschied zu einem Haushaltsgerät ist die Leistung. Statt wie ein Wasserkocher im Haushalt mit rund 2’000 Watt zu arbeiten, hat die Renergia-Anlage eine Leistung von bis zu 20 Megawatt. Das ist rund 10’000-mal stärker.
Renergia stellt ihre Anlage dem Schweizer Stromnetzbetreiber Swissgrid zur Verfügung. Immer wenn im Stromnetz zu viel Energie vorhanden ist, schaltet sich die P2H-Anlage ein. Sie entnimmt überschüssigen Strom aus dem Netz, stabilisiert so die Netzfrequenz und hilft, Stromausfälle (Blackouts) zu verhindern. Die dabei entstehende Wärme geht nicht verloren: Das heisse Wasser wird in das Fernwärmenetz eingespeist und versorgt Haushalte und Betriebe mit umweltfreundlicher Wärme.